Türchen #19

Alte Weihnachtsbräuche

Heutzutage feiern viele Familien in München Weihnachten, indem sie an Heiligabend zusammen sitzen, essen und sich später Geschenke überreichen. In der Vorweihnachtszeit backt man Plätzchen, vielleicht besucht man einen Weihnachtsmarkt und isst gebrannte Mandeln. Auf jeden Fall essen viele Kinder, aber auch Erwachsene Süßes. Du kennst bestimmt den Brauch, eine Kerze an jedem Adventssonntag anzuzünden und einen Weihnachtsbaum aufzustellen und zu schmücken. Aber wie war das denn vor hunderten Jahren in München?  War das so anders als jetzt?

Die Weihnachtszeit war voller Bräuche, die es heute so nicht mehr gibt. Vielleicht hast du von einigen schon einmal gehört. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Schon im 15. Jahrhundert gab es sogenannte "Engelämter", Diese wurden aber auch "Rorateamt" oder "Roratemessen" genannt. Das waren Gottesdienste in der Adventszeit, die mithilfe von ganz vielen Kerzen hell erleuchtet wurden. Warum wird das Ganze Engelamt genannt? Das liegt daran, dass der Engel Gabriel Maria und Joseph verkündet hat, dass sie ein Kind erwarten. Daran wird an in diesen Messen gedacht. Die Münchner und Münchnerinnen mussten dafür aber sehr früh aufstehen. Teilweise begannen diese Gottesdienste schon um 5 Uhr morgens. Diese Messen finden aber auch heute noch in einigen Kirchen statt. 
  • Ganz lange war die Adventszeit eine Fastenzeit. Sie ging vom 11. November bis zum Dreikönigstag, also dem 6. Januar. Da gab es kein Plätzchen schlemmen und Punsch trinken.  Aber auch Feiern und Tanzen waren verboten. Seit 1917 muss aber nicht mehr gefastet werden. 
  • Wusstest du, dass der Adventskalender eigentlich eine Erweiterung des Adventskranzes ist? 1839 hat Johann Hinrich Wichern 24 Kerzen auf einen wagenradartigen Holzkranz gesteckt. Jeden Tag wurde eine Kerze angezündet. Das sollte den Kindern zeigen, wie lange sie noch bis Heiligabend warten mussten. Später gab es Kalender, wo sich hinter jeder Tür ein Bildchen befindet und dann kamen Schokolade oder andere Dinge dazu.
  • Am 8. Dezember wurde lange Mariä Empfängnis gefeiert. Das war sehr lange ein Feiertag, an dem die Menschen Zeit hatten, erste Vorbereitungen für die Weihnachtsfeiertage zu treffen. Vor allem war dies im 19. Jahrhundert ein Backtag. Eltern haben mit ihren Kindern viele verschiedene Plätzchen gebacken. Ob Vanillekipferl oder Zimtsterne, die Auswahl war groß. Gegessen wurden sie aber noch nicht. Erst an Heiligabend wurde genascht, denn es war ja Fastenzeit!
  • Weit verbreitet waren lange auch „Barbarazweige“. Am 4. Dezember wurden Zweige von Obstbäumen in einer Vase aufgestellt. Das sollte Glück bringen. Machen viele auch heute noch.
  • Besonders in den armen Münchner Vorstädten war das "Herbergen" weit verbreitet. Dabei besuchten sich junge und alte Menschen bei ihren Nachbarn und stellten Statuen von Maria und Josef auf einen Tisch. Anschließend wurden Kerzen angezündet und es wurde gesungen. Jeden Tag wurde jemand anderes besucht. Der Brauch kommt daher, dass Maria und Josef lange umherirrten und keine Herberge gefunden haben.
  • Am 21. Dezember wurden Rauchwecken und Kletzenbrote gebacken. Das sind gebackene Früchtebrote. Kletzen sind getrocknete Birnen, die klein geschnitten und zusammen mit anderen Trockenfrüchten und Nüssen zu einem Brot gebacken wurden. Diese Kletzenbrote wurden dann verschenkt. Möchtest du versuchen, selbst ein Kletzenbrot zu backen? Hier findest du ein Rezept, das du am besten mit deinen Eltern oder anderen Erwachsenen zusammen ausprobieren kannst:

Kletzenbrot:

Was du brauchst:

  • 200g Kletzen (getrocknete Birnen)
  • 200g getrocknete Pflaumen 
  • 80g Feigen
  • 60g entsteinte Datteln
  • 150g Rosinen
  • 10g Zitronat und 15g Orangeat (fein gewürfelt)
  • 20g Pistazien
  • 60g Walnüsse
  • 60g Haselnüsse
  • 50g Mandeln
  • 1/2 EL Zimt
  • 2 Päckchen Vanillezucker
  • Schale von 2 abgeriebenen und nicht behandelten Zitronen
  • 1/2 TL Nelkenpulver

Für den Teig:

  • 500 g Mehl
  • 100 ml lauwarme Vollmilch
  • 50 g frische Hefe
  • 120 g weiche Butter
  • 2 Eier
  • 1/2 TL gemahlener Sternanis
  • 1/2 TL Zimt
  • 1/2 TL gemahlener Piment
  • 1 unbehandelte Bio-Orange davon die abgeriebene Schale
  • 1/2 TL Salz

Zuerst müssen alle Trockenfrüchte in Wasser ziehen. Dafür werden alle Früchte in eine Schüssel gelegt und mit Wasser bedeckt. Das alles kannst du über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag wird das Wasser weggeschüttet und die Früchte klein geschnitten.

Für den Teig das Mehl in eine Schüssel sieben und mit der Hand eine Vertiefung in die Mitte drücken. Die Hefe in kleine Stücke bröseln und mit der Milch in die Mulde geben. Nun mit dem Knethaken etwas mischen und abgedeckt an einem warmen Ort 30 Minuten gehen lassen. 

Die Butter, die Eier, Sternanis, den Zimt, den Piment, die Orangenschale und das Salz dazugeben und alles mit den Knethaken zu einem glatten Teig verkneten. Mit einem Tuch abgedeckt an einem warmen Ort ca. 1 Std. gehen lassen. Bevor du weitermachst, kannst du schon einmal den Ofen auf 200° vorheizen.

Als nächstes werden die Nüsse grob gehackt. Das ist nicht so einfach, aufpassen, da kann man sich leicht schneiden. Eventuell lässt du das einen Erwachsenen erledigen. 

Nun werden alle Zutaten zusammengemischt und zu einem Laib geformt. Das nun geformte Kletzenbrot kommt auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech.  Den Teig jetzt nochmals 30 Min. gehen lassen, dann im vorgeheizten Backofen bei 200° ca. 1 Std. backen. 

Die Seite wurde am 03.12.2021 erstellt und am 26.12.2021 verändert.